Sind Sprüche international?
In mehreren Studien hat Deutschland als das unlustigste Volk abgeschnitten. In einem anderen Bericht heißt es dagegen, dass die Deutschen über alles lachen. Was stimmt wirklich? Lachen ist keine Frage von Nationalität, es geht um die innere Einstellung, welche Sprüche man lustig findet. Wer mit sich selbst in Einklang ist, lacht eher als jemand, der weniger zufrieden ist. Wenn die Witze der Welt unter die Lupe genommen werden, ist leicht zu erkennen, dass die Witze überall die gleichen sind. Dies gilt auch geflügelte Worte, Freundschaftssprüche, Heiratssprüche, Geburtstagssprüche oder Liebessprüche. Ein gutes Beispiel aus der Witzecke ist „Klein Fritzchen“, der in Lateinamerika hauptsächlich als Pepito bekannt ist, in Armenien Vatonik heißt und in Finnland Pikku-Kalle. Das Prinzip ist überall das gleiche, Fritz sagt etwas, womit keiner gerechnet hat, meistens eine Beleidigung, oder eine Bloßstellung.
Nun ist es so, dass auf jedem Land der Welt Menschen gefunden werden, die genau über das Witzeln, was die Politiker veranstalten, oder auch über Gruppen innerhalb des Landes her ziehen. Diese Witze und Sprüche werden aber nur wirklich verstanden, wenn der Zuhörer mit dem, was angesprochen wird, vertraut ist. Vielleicht werden die Deutschen aus diesem Grund, als nicht so witzig angesehen, weil der Hintergrund des Witzes nicht bekannt ist.
Und dann sind da noch die Japaner, die mehr brauchen als nur Wörter. Der Japaner bevorzugt Darstellungen, die komödiantisch sind, die Körperdynamik einschließen. In Japan könnte man mit affengeilen Sprüchen also keine Furore machen – niemand würde sie verstehen.
Wenn auch die Figuren wie „Klein Fritzchen“ und „Klein Erna“ auf der ganzen Welt bekannt sind, stellt sich hier das Problem, das ein übersetzter Witz nicht witzig ist. Durch die Übersetzung geht das Humoristische verloren und durch Erklärungen wird die Pointe endgültig vernichtet.
Glänzt Pepito mit einer Übersetzung von „Huhn und Kohl“, von Spanisch zur englischen Sprache, wird über die Übersetzung des Witzes keiner mehr lachen. Genau so wenig, wie Fritzchen mit seinem Grammatikproblem.
Lehrerin: Fritz warum schreibst du Tiger klein? Ich habe erklärt, dass alles, was sichtbar ist und angefasst werden kann, groß geschrieben wird.
Fritz: Haben Sie schon mal einen Tiger angefasst?
Na ja, für Erwachsene ist es nicht gerade lustig, als Kinder fanden wir es sehr lustig. Jeder, der eine deutsche Schule besucht hat weiß, worum es geht und findet es amüsant, denn wenn der Tiger angefasst wird, könnte die Hand weg sein, oder mehr. Es ist aber so, dass nicht in jeder Sprache so eine Regel existiert. Auf Spanisch wird der Tiger kleingeschrieben, „tigre“. Ein Spanier oder auch ein Latino wird womöglich abgelenkt, durch die Frage, warum ein Tiger groß geschrieben wird.
Eigentlich wollte ich darüber schreiben, dass überall auf der Welt über die gleichen Witze und Sprüche gelacht wird, aber das ist nur bedingt der Fall. Wir lachen über die gleichen Figuren, über die gleichen Themen, aber nicht wirklich über den gleichen Witz.